Eintauchen bitte!
Der Designpreis Halle 2014 hatte »Wasser« zum Thema.
»Das Wasser ist unter den vier Elementen das zweitschwerste und das zweite an Unbeständigkeit… gern steigt es bei Hitze als feiner Dampf in die Luft; die Kälte lässt es gefrieren, der Stillstand verderben… Jeden Geruch, jede Farbe und jeden Geschmack nimmt es an, und aus sich selbst hat es nichts… Mit einem Schwung oder Sprung kann es in die Höhe schnellen, wie es sonst fällt.« Leonardo da Vinci (1494)
Wasser ist eine der elementaren Voraussetzungen für das Leben auf der Erde. Der menschliche Körper besteht zu etwa 70 Prozent daraus. Wasser bedeckt ungefähr zwei Drittel der Erdoberfläche. Gewässer sind wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere und haben eine herausragende ökologische Bedeutung. Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel und wird bedenklich knapp. Es dient unter anderem als Verkehrs- und Transportmittel, der Körperhygiene, der Nahrungszubereitung und der Energiegewinnung. Wasser verschafft Erholung und Freizeitvergnügen und ist zudem ein äußerst reizvolles und sinnliches Material.
Das Thema Wasser ist von aktueller und globaler Bedeutung und kann in ökologischer, wirtschaft-licher, ethischer und sozialer Hinsicht viele interessante gestalterisch-praktische sowie design-theoretische oder kulturwissenschaftliche Fragen aufwerfen.
Und so wurden für denDesignpreis Halle 2014 Entwürfe aus aller Welt gesucht, die sich intensiv mit dem Thema Wasser auseinander-setzen – sei es produktorientiert oder prozesshaft. Dies konnte sich im Erfinden von neuartigen Dienstleistungen oder Nutzungskonzepten ebenso äußern wie in der Gestaltung von Produkten, die den Umgang mit Wasser als Ressource behandeln oder sich mit den sensuellen Qualitäten des Materials Wasser beschäftigen.
Der weltweite Gestaltungsaufruf fand erfreulicherweise beachtliche Resonanz, denn rund 340 verschiedenartigste Entwürfe aus 41 Ländern und fünf Kontinenten flossen im Januar 2014 nach Halle an der Saale.
Dabei ließen sich einige der Wettbewerbsteilnehmer bei ihrem Entwurf auch von den durch Leonardo da Vinci so anschaulich beschriebenen Eigenschaften des Wassers inspirieren und suchten diese entweder nutzbringend in einen Alltagsgegenstand zu übertragen oder der sinnlichen Erfahrbarkeit und Schönheit dieses Elementes auf poetische Weise Ausdruck zu verleihen. Andere wiederum betrachteten die »Quelle des Lebens« unter gesellschafts-kritischen Aspekten und entwickelten dazu visionäre Konzepte oder ganz konkrete Lösungsansätze.
Aus der enormen Flut an Einsendungen wurden die 19 besten Arbeiten von einer hochkarätigen Jury für die Ausstellung im historischen Stadtbad in Halle herausgefischt und dort in den Umkleidekabinen der prächtigen Jugendstil-Frauenschwimmhalle auf schwebenden Tablaren präsentiert und in Szene gesetzt. In den über den Kabinen befindlichen und für gewöhnlich leeren Zierrahmen schwebten nun großformatige schulterfreie Portraits der Nominierten und verstärkten sehr eindrücklich die intime Atmosphäre in der kleinen ovalen Schwimmarena. Fast wirkte es so, als sei dieser Raum eigens für die Finalisten des Designpreis Halle 2014 erschaffen worden und als wären diese nun alle extra zur Einweihung in Bademontur erschienen und im Begriff ins kühle Nass zu steigen …
Zur feierlichen Preisverleihung und Ausstellungseröffnung am 3. Juni 2014 in der angrenzenden und vollbesetzten Männerschwimmhalle zeigten Synchronschwimmerinnen aus Berlin eindrucksvoll ihr Können. Als Höhepunkt der Veranstaltung wurden im Licht der Scheinwerfer alle Preisträger mit einem Paddelboot von einem Steg abgeholt und einzeln zur Preisübergabe zu einem gegenüberliegenden Ponton geschifft – eine kleine, aber sehr effektvolle Inszenierung und würdigende Geste, die den Nominierten und allen anwesenden Gästen sichtlich Freude bereitete und jedem gewiss in guter Erinnerung bleiben wird!
Neben dem Preisgeld erhielten die Gewinner auch eine kleine Trophäe. Diese ist Teil des Logos desDesignpreis Halle und stellt zudem den Bezug zur Stadt Halle als historischen Ort der Salzgewinnung her. Der kleine Salzstreuer namens Max, entworfen von dem berühmten deutschen Designer Wilhelm Wagenfeld, versehen mit dem Schriftzug Designpreis Halle 2014 und für den Erstplatzierten sogar extra »vergoldet«, endet sicher nicht als Staubfänger im Kellerregal, sondern ist ein zu benutzendes Designobjekt, das signalisiert: Design ist das Salz in der Suppe!
Das noch erhaltene, in Wellenform gepflasterte Bodenmuster im Innenhof des Stadtbades wurde außerhalb des historischen Gebäudes auf dem Bürgersteig optisch weiter fortgeführt und ergoss sich dort in blauer Farbe als markantes grafisches Element bis hin zur naheliegenden Hauptstraße. Dergestalt inszeniert, verlockte es alle vorbeiströmenden Passanten während
der gesamten Ausstellungszeit dazu, sich einmal zu einem ganz anderen Anlass in ein Hallenbad zu begeben und sich von den erfrischenden Gestaltungsideen aus aller Welt inspirieren und gedanklich weitertreiben zu lassen.
Neben zahlreichen, den Designpreis Halle begleitenden installativen Werbemaßnahmen in den städtischen Brunnen und neben kulturellen Aktionen zum Thema Wasser lud ein temporär installiertes Café im Innenhof des Stadtbades alle Besucher zum Verweilen, Sinnieren und zum Meinungsaustausch über die einzelnen Exponate ein.
Darüber hinaus informierte eine kleine Ausstellung des Fördervereins Zukunft Stadtbad Halle
(Saale) in der Bademeisterkabine der Frauenschwimmhalle alle interessierten Besucher über die Historie des Stadtbades und machte auf bauliche Besonderheiten und Details aufmerksam.
Die große Anzahl an Wettbewerbsbeiträgen und der enorme Besucherandrang zeigen, dass sich die Anstrengungen im Vorfeld gelohnt haben und die Wahl des Ausschreibungssujets und des themenbezogenen und geschichtsträchtigen Ausstellungsortes die richtige war. Es bleibt zu hoffen, dass unter anderem durch solch eine außergewöhnliche Nutzung des Stadtbades dieser einzigartige, aber doch leider ein wenig in Vergessenheit geratene Ort bald wieder mehr besucht und durch das vergnügte Schreien, Lachen und Planschen zahlreicher Badegäste belebt wird.
Auftauchen bitte!
Jahr: | 2014 |
Thema: | Wasser |
Kuration und Ausstellungsgestaltung: | Vincenz Warnke |
Assistenz: | Johanna Richter |